Sensorische Integration –
Sprechstörungen an der Wurzel packen

Therapieansätze in der Praxis
von Inga Rohde-Stöfen

Logopädie Inga Rohde-Stöfen: Bewegung & Lernen (Sensorische Integration)

Sprechen ist sehr viel mehr als das Aufsagen von Wörtern. Wortschatz, Artikulation, Grammatik und Erzählfreude können sich erst entwickeln, wenn die sensomotorische Grundlage dafür geschaffen ist. Erst wenn der Tastsinn, das Sehen, das Hören und die Grob- und Feinmotorik funktionsfähig und im Einklang sind, kann sich das Bewusstsein aufbauen, welches zum Steuern des Sprechapparates benötigt wird. Die Sprechfähigkeit lässt sich mit dem Wachstum eines Baumes vergleichen: Er fängt als kleine Pflanze an und benötigt starke Wurzeln, bis er festen Halt findet und wachsen kann.

Das Verknüpfen der Sinnesbereiche mit dem Denken nennt sich sensomotorische Integration. Nur wenn die Sinne und die Bewegungsabläufe einzelner Körperbereiche mit dem Denken harmonieren, kann der Bewegungsapparat zum Sprechen zielgerichtet arbeiten. Oder anders ausgedrückt: Zuerst muss die Motorik des Körpers funktionieren, damit er präzise die Zunge, den Kiefer und die Lippen in Abstimmung mit der Atmung und des Stimmeinsatzes im Kehlkopf koordinieren kann. Nur dann erlernt ein Kind störungsfrei das Sprechen.

Zur Behandlung von Sprechstörungen bei Kindern hat es sich bewährt, in genau diesen Sprechprozess zu schauen – und dort die Hürden zu finden und aufzulösen. In meinen Therapien zur sensorischen Integration setze ich genau dort an. Mithilfe von Wahrnehmungs-, Bewegungs- und Rollenspielen helfe ich den Kindern spielerisch, ihre motorischen Fähigkeiten zu schulen, um dem Sprechapparat ein stabiles Fundament zu bieten.

Hierbei arbeite ich mit Erkenntnissen aus der Hirnforschung: wenn wir uns zum Beispiel erinnern, nachdenken oder rechnen, dann sind die gleichen Hirnareale aktiv, welche unsere Bewegung steuern oder Formen und Farben wahrnehmen. Das Wissen über die Handhabung eines Gegenstandes lässt sich nicht von dem gedachten Wort trennen. Die Erinnerungen über die Tätigkeit des Buddelns mit einer Schaufel lässt sich nicht vom gedachten Wort „Schaufel“ trennen. Deshalb setze ich in meinen Therapien darauf, dass Ihr Kind mit allen Sinnen Sprache und Sprechen erlernt. In jeder Therapieeinheit verbinden wir die Sprechübungen mit motorischem Training. Gemeinsam mit Ergotherapeuten können wir so eine zielgerichtete Therapie für Ihr Kind gestalten.